Kleidung fair einkaufen – eine Buchlesung bei Maßkonfektion Jourdan in Wiesbaden

Eine Buchlesung vorzubereiten ist genauso vergnüglich wie anspruchsvoll: Habe ich überhaupt genug Abstand zu meinem Werk, wenn ich doch als Autorin zutiefst involviert bin? Was wollen unsere Gäste hören, wenn sie sich einen Abend dafür Zeit nehmen? Und welche Trigger machen genug Lust auf die Lektüre, damit mein Gastgeber Heiko Jourdan, mein Verlag Frankfurter Allgemeine BUCH und ich nicht umsonst gearbeitet haben?

Ich möchte unsere Zuhörer nicht zutexten und habe mich für einen Mix aus Vortrag und Lesung entschieden:

  • Storytelling: Der Kick im Kleiderschrank – erzählt werden wahre Geschichten aus dem Leben, wie wir in Sachen Kleiderkonsum umdenken können und trotzdem noch unseren Spaß an der Mode haben (Lesung)
  • Meinung: Ein heißer Tipp für eine coole Kalkulation – ich plaudere aus dem Nähkästchen der Textilproduktion und zeige auf, warum es sich lohnt, Hersteller gut zu behandeln und langfristige Partnerschaften und Lieferketten aufzubauen (Lesung)
  • Innehalten: Sieben unbequeme Fragen zu Beginn – die es sich zu stellen lohnt, wenn wir Nachhaltigkeit nicht als Floskel sehen wollen (interaktiver Bildvortrag)
  • Nachhaltig kleiden (aus dem Hauptkapitel „Nach dem Kauf ist vor dem Kauf“) – wie nachhaltiger  Textilkonsum gelingen kann und welche sieben Gebote uns helfen, dabei in jeder Lebenslage großartig auszusehen (Lesung)

Die Location ist so passend wie kaum eine andere: Im intimen Ambiente eines Herrenausstatters lässt es sich gut reden über das, was Kleidung klasse macht. Dabei waren überraschend viele Frauen anwesend, an jenem kühlen Juli-Tag im Männer-Loft in Wiesbaden.

Und Heiko war es auch, der mich im Gespräch unter Kollegen – bei sündhaftem Kuchen und Kaffee auf dem Balkon – zu jenem Meinungskapitel ermutigt hatte, das ich in der Lesung zu Wort kommen lasse. Hier ein Auszug:

Ein heißer Tipp für eine coole Kalkulation (Auszug)

Wer hat uns eigentlich eingeflüstert, dass wir bei Produkten nur den Materialpreis zu bezahlen brauchen – und Leistungen ebenso gratis erwarten dürfen? Wo kommt diese Anti-Kultur her, dass unser Gegenüber nichts verdienen darf?

Alle, die nun ansetzen aufzubegehren, dass Eigeninteresse legitim und ein normaler Bestandteil der Marktwirtschaft sei, sollten einen Moment innehalten: Wäre ich selbst einverstanden damit, im Preis gedrückt oder für mein Wissen nicht bezahlt zu werden? Was, wenn mein gewohntes Einkommen einen oder auch mehrere Monate ausbliebe?

Es ist nicht in Ordnung, sich bei einem Maßanbieter oder anderen Spezialisten rundum beraten zu lassen, um schließlich woanders günstiger einzukaufen. Der eigene Vorteil auf Kosten anderer kann nur einen schalen Beigeschmack haben. Wie würde ich mich fühlen, wenn das eigene Einkommen einen oder auch mehrere Monate ausbliebe?

Die Fairnessgrenze gilt übrigens auch für VIP’s und Prominente … Und so gibt es viele Geschichten, die von Herablassung und Habgier erzählen, von Ignoranz und fehlendem Anstand. Preisnachlässe oder Geschenke darf niemand erwarten, die oder der selbst Geld verdienen möchte. Denn unsere Wirtschaft und mit ihr der unternehmerische Gedanke basieren auf dem Prinzip der Vergütung. Nur in vertrauensvollen Beziehungen traut sich ein herstellendes Unternehmen, wirklich schlank und ohne Reserve zu kalkulieren … weil es nur dann darauf zählen kann, dass es sein Geld erhalten wird. Und zwar pünktlich.

Es wird Zeit, dass wir die Geiz ist geil Mentalität über den sprichwörtlichen Jordan schicken, uns wieder als Vorbilder in Sachen Unternehmertum zeigen und die Sache zu Ende denken:

(Nur) dann, wenn wir sie anständig behandeln, werden Lieferanten zu Partnerinnen und Partnern, die in ihrer Leistung das Beste geben und manchmal auch bereit sind, über das zu erwartende Maß hinaus zu gehen. (Auch als begehrte und rar gewordene Handwerker:innen, Haarkünstler:innen, … you name it … sind sie übrigens eher bereit, auch dann zu helfen, wenn es einmal kurzfristig klemmt.) Vertrauen wächst nur aus fairen Verhandlungen.

An dieser Stelle werden Top-Leistungen und Spitzenprodukte geboren. Und Freundschaften auch.

Und mit dem Erwerb des Buches bringst Du schließlich auch einer passionierten Autorin und ihrem Buchverlag Wertschätzung und etwas Lohn entgegen.

Titelfoto: rdne-stock-project, lizenzfrei von Pexels

Foto im Text: Heiko Jourdan

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