Was Autofahren mit Markenimage zu tun hat
Jede negative Erfahrung mit einer Firma oder Marke muss mit etwa zehn guten wieder aufgewogen werden, heißt es. Das ist der Grund, warum Unternehmen dem Reklamations-Management so viel Aufmerksamkeit widmen. Das ist die Motivation, viel Aufwand, Zeit und Geld in die digitale Sympathiegewinnung zu stecken. Man will (zurück-) gewinnen, was an anderer Stelle verspielt wurde. Geht das nicht auch einfacher? Ein Ansatz wäre, schon das Spiel mit besseren Regeln zu spielen. Beschriftete Firmenautos beispielsweise sind eine wahre Quelle der Begegnungen mit bestehenden und potenziellen Kunden.
Mitarbeiter als Markenbotschafter:
Im besten Fall spricht sich herum, dass eine Firma sympathische, höfliche und faire Verkehrsteilnehmer auf die Straße schickt – was auf ihr Image wieder zurück reflektiert. Im schlimmsten Fall wird die Flotte zum fahrenden Image-Schaden. Übrigens nicht nur eine beschriftete: In Regionen, die von einem großen Arbeitgeber dominiert werden, wird das Städte-Kennzeichen schnell zum Synonym für die Marke.
Der übergeordnete Englische Begriff „Courtesy“ beschreibt sehr gut, worum es geht: „Polite behaviour that shows respect for other people“ or „Something that you do because it is polite or kind“ (Quelle: Lexikon Merriam Webster). Übersetzt: „Höfliches Benehmen, das Respekt für andere Menschen zeigt“ – bzw. „Etwas, was Du tust, weil es höflich oder sogar freundlich ist.“ Höflichkeit allein ist es also nicht – sondern die Haltung dahinter, auch auf der Straße. Verhalten im fahrenden Dialog ist nämlich längst kein Kavaliersdelikt mehr – es ist imagewirksam. Genauso wie Mitarbeiter in Dienstkleidung.
Was lohnt, im Gespräch mit Teams und Kollegen ins Visier zu nehmen? Es ernst zu nehmen, hat nämlich den 10-fachen Wert einer teuren Werbeanzeige.
Höflichkeit: Die erwähnte Höflichkeit, die sich vom aristokratischen Hofe ableitet, enthält viele Gesten, die heute gar nicht mehr dienerisch wirken, sondern einfach nur menschlich: Ein Handzeichen, wenn einen jemand einscheren lässt oder den anderen unabsichtlich genötigt hat. Ein Lächeln an der Ampel, das keine „Anmache“ ist. Ein Zebrastreifen, an dem man hält. So selbstverständlich wie die Verkehrsregeln vorgeben, ist das nämlich keineswegs: Neulich bedankte sich eine gehbehinderte Frau bei mir, der ich die Tür aufhielt, und betonte „es sei selten“. Höflichkeit bedeutet, den anderen zu sehen.
Sicherheitsabstand zum Vordermann: Obwohl die Auswahl des Herstellers der Flotte ein Statement an sich sein kann, soll es hier nicht darum gehen. Manche Autofahrer bestätigen aber Vorurteile gegenüber der Automarke, die mit gefährlichen Gewohnheiten zu tun haben. Bei hohem Tempo bleibt Dichte gefährlich. Wer Markenbotschafter seiner Firma sein will, drängelt einfach nicht. Wer will schon einen potenziellen Kunden über den Haufen fahren?
Tempolimits respektieren: Hinter fast jedem Verkehrsschild steht eine Geschichte, ein Unfall zum Beispiel. Und während es auch nicht elegant ist, für den Arbeitgeber Knöllchen einzusammeln, hat das Einhalten von Tempolimits auch mit dem Respekt vor Leuten zu tun, die in diesem Gebiet wohnen – auch vor der eigenen Person, falls man selbst dort wohnt.
Ein sauberes Auto … das innen (na ja, zumindest weitgehend) so gepflegt ist wie Sie auch einen Mietwagen übernehmen möchten. Denn Scheiben bleiben gläsern und meistens einsehbar. Nachlässiger Umgang mit dem „Interior“ – um einmal einen Begriff aus der Inneneinrichtung zu verwenden – berührt das Wohlsein oder Unwohlsein aller Fahrer. Und in vielen Unternehmen sind die Autos Team-Angelegenheit, wie bei Mobility Services und Car Sharing auch. Dabei kämen wir noch zu Gerüchen – aber das ist eine andere Geschichte …
Foto: Katharina Starlay