Wäsche waschen und Kleidung pflegen hat viel mit dem Respekt vor Natur und Umwelt zu tun
Das Gespräch über Nachhaltigkeit ist fast genauso beliebt geworden wie die Gesundheits-Sandale zum Sommerkleid: Beides boomt.
Nur mit der Umsetzung ist das so eine Sache. Der Ruf, nachhaltig zu produzieren, zu handeln und zu konsumieren wird immer wieder an Beispielen der Textilwirtschaft festgemacht – und gehört doch in viel mehr Bereiche unseres Alltags. Zu viele Produkte werden bis heute gezielt mit Sollbruchstellen ausgestattet … und immer öfter mit grün gelabelten Materialien gerechtfertigt. Mit solchen Waren kaufen wir uns dann ein reines Gewissen, waschen unsere Hände in Unschuld – und konsumieren fleißig weiter.
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Nur das Thema an sich, „des Pudels Kern“ ist damit noch nicht angesprochen: Das Maß des Konsums. Siegel und Zertifizierungen sind zwar wichtig, um dem Verbraucher Orientierung zu geben – sie wälzen die Verantwortung aber letztlich auf die Produktionen ab und motivieren nur bedingt dazu, den eigenen Konsum nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ infrage zu stellen. Und sie geben den Herstellern perfekte Argumente an die Hand, um immer wieder neu zu verkaufen. Nachhaltigkeit darf aber nicht zum Selbstzweck werden.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat zum Beispiel „Ein T-Shirt auf Reisen“ herausgegeben, eine Broschüre, welche coolen Kids die Entstehung von Textilien von der Rohware bis zum fertigen Produkt erklärt. Auch ein paar Upcycling-Ideen finden sich dort, die illustrieren, wie man Schrankhütern ein zweites Leben geben kann. Aber auch hier wird das zugrunde liegende Thema nicht angesprochen: Das Maß des Konsums.
„Ein T-Shirt auf Reisen“ – die Informationsbroschüre der Bundesregierung finden Sie hier.
Öko-Tex, Bluesign und der Grüne Knopf sind Meilensteine – wir dürfen aber ruhig noch mehr dahin kommen, unseren Konsum im eigenen täglichen Umgang zu reflektieren. Gerade in der Mode. Und manchmal geht es einfach nur darum, wie man Wäsche wäscht … Höchste Zeit also, mal wieder ein paar großmütterliche Weisheiten aus der Staubecke zu holen.
Und wenn die Waren nicht frühzeitig an ihrer Sollbruchstelle kaputt gegangen sind, haben wir Konsumenten ja auch wieder mehr Budget zur Verfügung, um es in Qualität zu investieren.
Qualität erkennen und Wissen erweitern
Sparen Sie also nicht an der Qualität Ihrer Kleidung. Zwar sieht man einem Stück die Herkunft der Materialien nicht an – eine sorgfältige Verarbeitung und ein realistischer Warenpreis aber lassen vermuten, dass auch die Rohfaser mit Sorgfalt ausgewählt wurde und die Ware auch einige Waschzyklen ohne Qualitätsverlust mitmachen wird.
Machen Sie sich mit den Pflege- und Trageeigenschaften der textilen Grundfasern und den wichtigsten Oberflächenbehandlungen wie z.B. „Bügelfrei“ vertraut. So können Sie mit einem Blick auf das Textil-Kennzeichnungsetikett feststellen, für welchen Einsatz in welchem klimatischen Umfeld ein Kleidungsstück geeignet ist und wie es gepflegt wird. In früheren Zeiten war dieses Wissen Teil der Ausbildung, um einen Haushalt führen zu können. Heute ist jeder selbst verantwortlich – und sollte dieses Wissen auch für sich nutzen.
Gut damit umgehen
Behandeln Sie Textilien wie einen Freund, der Ihnen nah ist – und gerade deshalb Wertschätzung und auch einmal eine Pause braucht. Kleidung (und auch Schuhe!) wollen deshalb zwischendurch ruhen und sich erholen.
Kosmetika und Parfums sind genauso wenig etwas für ein textiles Gewebe wie Unwetter. So wie ein Wolle lieferndes Tier bei Regen instinktiv Schutz sucht, hat auch Ihre Kleidung Schutz vor zivilen Errungenschaften verdient: Haarspray zum Beispiel. Es gehört auf die Frisur, nicht auf die Stoffe. Deshalb gilt auch im Web 4.0-Zeitalter: Erst frisieren und parfümieren – dann anziehen.
Verzichten Sie auf den Wäschetrockner – wenn Sie nicht gerade eine Großfamilie mit Unmengen Handtüchern und Bettwäsche haben. Die hohen Temperaturen bei gleichzeitiger Bewegung lassen die Fasern schneller verschleißen und abflusen. Viele Gewebe „gehen ein“, und insbesondere Synthetikfasern vertragen die hohen Temperaturen überhaupt nicht, zum Beispiel Ihre Lieblings-Jeans mit Elastan.
Waschen – Reinigen – Wassersparen
Machen Sie bei Kleidungsstücken, die keinen direkten Körperkontakt haben (wie Blazer und Strickwaren über Shirts) den Nasentest nach jedem Tragen und Lüften: Chemische Reinigung oder Waschen sind nicht nach jeder Benutzung notwendig, was Umwelt und Fasern schont.
Trennen Sie Maschinenwäsche grundsätzlich nach Hell und Dunkel. Gerade Singles mit einem überschaubaren Wäscheaufkommen werfen manchmal alle Farben in eine Maschine, damit es sich „lohnt“. Im besten Fall sollen die Farb- und Schmutzfangtücher vom Drogeriemarkt es dann regeln. Die aber können Ihre helle Bluse auch nicht retten – wenn das neue rote T-Shirt, das noch ausblutet, in dieselbe Ladung geraten ist. Dann ist auch die cremeweiße Bluse zumindest rosa.
Für geringere Mengen von wenig verschmutzter Wäsche ist ein Kurzprogramm meistens ausreichend. Neukauf jedenfalls kostet mehr.
Wasserverbrauch ist der größte Umweltfaktor in Lebenszyklus eines Kleidungsstücks. Nicht etwa seine Herstellung. Wasser aber ist kostbar – und wird es immer mehr. Achten Sie beim Kauf einer Waschmaschine nicht nur auf wassersparende ECO-Programme und den Stromverbrauch, sondern auch auf einen individuell einstellbaren Spülgang. Hochempfindliche Textilien und Wollwaren lassen sich so umweltschonend „erfrischen“. Und gerade Wollwaren wie Ihr Lieblingspulli lieben ja die Kombination aus Feuchtigkeit, Wärme und Bewegung nicht und bleiben länger in Form, je weniger sie dem ausgesetzt sind.
Für die Auswahl Ihrer Reinigung sollten Sie sich Zeit nehmen. Eine gute bügelt selbst und mit der Hand. Bringen Sie anfangs lieber ältere Kombinationen hin – nicht Ihre sündhaft teure Neuerwerbung! Anzüge und Kostüme sollten immer zusammen in die Reinigung gegeben werden, damit sich Stoff und Farben gleichmäßig abreinigen.
Kleidung, die richtig gepflegt wird, sieht wesentlich länger und wesentlich besser aus, was Rückschlüsse auf den Träger zulässt. Nur mit gepflegter Bekleidung lässt sich ein Image von Zuverlässigkeit, Sorgfalt im Umgang mit Ressourcen und Lebensgewandtheit aufbauen. Nachhaltiges Verhalten kann und darf (!) also durchaus egoistische Motive haben.
Foto: IngImage