Kleidung fair einkaufen

Wann haben Sie das letzte Mal über Konsum nachgedacht? Nicht über das stimmungsmachende Barometer, sondern Ihren eigenen, ur-persönlichen Verbrauch von Textilien, konsumigen Kleingütern und Kosmetika?

Qualität der Wertschöpfungskette

Im Gespräch über Nachhaltigkeit wird der Ruf nach ethischer Produktion aus ökologisch unbedenklichen Rohstoffen, guten Arbeitsbedingungen, fairen Handelsbeziehungen und Wiederverwertbarkeit zum Glück lauter. Es ist spät genug für diesen Ruf. Wer Produkte, welche diese Bedingungen erfüllen, konsumiert, kauft sich damit nicht zuletzt eine gehörige Portion gutes Gewissen ein.

Erst wenn wir aber nicht nur über die Qualität der Wertschöpfungskette, sondern auch über die Art unseres eigenen Konsums reflektieren, übernehmen wir selbst Verantwortung und wälzen sie nicht allein auf die Produktion ab.

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Nachhaltigkeit fängt bei uns selbst an – nicht bei den Herstellern

Wer weniger kauft, hat mehr Geld zur Verfügung, die er in bessere Qualität und nachhaltig entstandene Produkte investieren kann. Das ist ein Grundgesetz des Konsums. Und hier kommt beispielsweise die Stilberatung ins Spiel: Wer weiß, was ihm steht, macht (so gut wie) keine Fehlkäufe mehr und kommt so in den Genuss des beschriebenen höheren Budgets. Wie aber lässt sich Qualität erkennen und was können Kriterien sein, die zu einem modernen, absichtsvollen Konsumverhalten inzwischen einfach dazu gehören?

Wertvolles Wissen für eine bewusste Wahl

In der Produktwelt gibt es noch immer Maßstäbe, an denen sich ein Wert erkennen lässt – wenn man die dafür notwendigen Informationen besitzt. Wissen bringt uns also weiter. Was aber für den Einkauf von kostspieligen Anschaffungen wie Autos, Waschmaschinen oder auch Heimtiere selbstverständlich ist – nämlich die ausgiebige Recherche –, zeigt im Konsum von Kleingütern und -waren oft klaffende Lücken. Dabei sind es doch gerade die kleinen Dinge, die Cremes und Lotionen, Textilien und Schmuckstücke, die wir direkt an uns heran, sogar auf unsere Haut lassen. Informieren Sie sich also auch über Waren im niedrigen Preissegment, bevor diese Ihren Warenkorb gewohnheitsmäßig, manchmal über Jahre füllen.

In jeder Warengruppe ist es hilfreich, sich eine Qualitätsfrage zu stellen. Zwei Beispiele:

Kleidung: Würde ich dieses Teil auch aus zweiter Hand kaufen?

Eine Qualitätsfrage hilft, das Objekt unserer Begierde mit einem neuen, anderen Blick zu betrachten.

Im Fall der Kleidung denken Sie doch einmal daran, was die meisten Menschen für ihr Leben gerne tun, wenn sie bei Sonnenschein in einem Straßencafé sitzen: Sie beobachten (hinter dem sicheren Visier einer Sonnenbrille) Leute, wie sie sich bewegen und kleiden. Und innerlich wird sich jeder eine Meinung dazu bilden, ob ihm gefällt, was er sieht. Die Treffsicherheit der Auswahl von persönlicher Kleidung wird damit zu einem Kernpunkt, um diesen Blicken Stand zu halten.

Ein Betrachter bewertet aber auch die Qualität der Kleidung und zieht daraus unbewusst Rückschlüsse auf die Person, zum Beispiel in einer Präsentations- oder Bewerbungs-Situation: Welche Arbeitsgüte ist von jemandem zu erwarten, der durch seine Kleidung erkennen lässt, dass ihn Qualität nicht interessiert? Welche Serviceleistung von einem Verkäufer, der sich in allen Details seiner Erscheinung nachlässig zeigt?

Die Sprache der Kleidung als Erfolgsfaktor wird massiv unterschätzt. Deshalb sollten Sie sich vor jedem Kauf fragen, ob das Kleidungsstück auch längeres Tragen oder Zweitbesitz mitmachen würde. Was nach ein paar Einsätzen schon Verschleißerscheinungen, Formverlust oder Ermüdungserscheinungen zeigt, ist einfach nicht gut genug für Sie und Ihr Image.

Es lohnt sich also, das Auge zu schulen und sich Wissen um Verarbeitungsqualität anzueignen, Stoffe durch ihre Haptik erfahren lernen und den Kopf einzuschalten, ob ein Preis realistisch ist. Denn wenn Sie überzeugen wollen, setzen Sie bei Textilien (und auch sonst) auf Klasse statt Masse.

Körperpflege und Beautyprodukte: Fühle ich mich wohl, wenn ich dieses Produkt anwende?

Und zwar nicht nur physisch, sondern in der vollen Verantwortung für mich selbst und mein Umfeld?

Das eigentliche Geheimnis beim Einkauf von kosmetischen Produkten liegt in der treffenden Auswahl und der vorangehenden Bedürfnisanalyse. Trockene Haut beispielsweise, die eigentlich Feuchtigkeit braucht, gewinnt kein bisschen durch ölhaltige Cremes, deren größere Fettmoleküle sogar verhindern können, dass Feuchtigkeit aufgenommen wird. Für die Diagnose nehmen sich gewissenhafte Ärzte viel Zeit – warum wir uns nicht auch, bevor es an die Auswahl von Beautyartikeln geht, die unseren gewohnheitsmäßigen Warenkorb manchmal über Jahre füllen?

Bei allem Bewusstsein für politisch korrekte Produkte dürfen wir aber auch eines nicht vergessen: Menschen pflegen sich von jeher, weil sie attraktiv sein und anderen gefallen wollen. Und es soll Spaß machen! Die ganze Kunst der Körperpflege rankt sich um die Freude am Attraktivsein, die Lust auf Veränderung und den Drang nach Wohlbefinden.

Die angeblich oberflächlichen Äußerlichkeiten erhalten damit eine sehr wichtige Bedeutung in unserem Leben: Sie haben eine Wechselwirkung mit unserem Innenleben, unserem Gemütszustand und unserem Erfolg.

Und erst, wenn es uns gut geht und wir uns wohlfühlen, können wir von innen heraus strahlen – und dann sehen wir auch gut aus! So kommt über den Impuls der Zuwendung zu uns selbst ein Kreislauf in Bewegung, der echte Lebensqualität und ihre Steigerung mit sich bringt. Abgesehen davon, dass Tüten aus Plastik ohnehin kaum noch ökologisch vertretbar sind, ist das Nachdenken, was hinein gehört, also mehr als einen Gedanken wert.

Foto: Fotalia